Die Geschichte La Palmas
Erste Berichte
Der altkanarische Name La Palmas lautete Benahoare. Er wurde der Insel von seinen Ureinwohnern gegeben, den Guanchen oder Benahoaritas. Woher dieses Volk stammt, weiß keiner genau, aber vermutet wird, dass es mit Booten etwa 2000 v. Chr. von Nordafrika her getrieben wurde. Beweise für diese Boote gibt es allerdings nicht, doch hat man bis heute noch keine andere Erklärung gefunden.
Analysen von Skelettfunden wie auch nordafrikanische Sprachreste unterstützen diese Theorie. Vermutlich sind die Benahoaritas mit den Berbern verwandt. Aus spanischen Erzählungen ist bekannt, dass sie hellhäutige, große, kräftig gebaute Menschen mit blauen Augen waren. Ihre Lebensweise kann keineswegs als primitiv beschrieben werden. Das steinzeitliche Volk besaß eine hoch entwickelte soziale Struktur.
Sie waren in verschiedenen Clans organisiert und teilten die Insel unter sich auf. Wichtigste Grundnahrungsmittel waren Milch, Butter, Ziegen- und Schweinefleisch. Schon bevor die Spanier auf den Inseln landeten, stellten sie Keramik her. Als Kleidung trugen sie Ledertuniken oder Unterhemden, die aus Binsen geflochten waren.
Heute kann man noch vereinzelte Wohnhöhlen besichtigen, in welchen sie wohl gehaust und die sie als Lagerstätte genutzt haben. Außerdem wurden Grabstätten, Steinwerkzeuge und seltsame, komplexe Steinritzungen gefunden, deren Bedeutungen unbekannt sind. Weiterhin führen über die gesamte Insel steingepflasterte Wege. Sie verbinden die verschiedenen Orte untereinander und werden Königswege (»camino real«) genannt.
Eroberung durch die Spanier
Die Kanaren waren lange Zeit von geringem Interesse für die seefahrenden Mächte. So verfügten die Inseln kaum über Bodenschätze. Gold und Silber versprachen deshalb auf La Palma keinen Gewinn. Der einzige gewinnbringende Faktor waren die Bewohner selbst. Man konnte sie als Sklaven verkaufen und als Arbeitskräfte nutzen.
1312 legte der Genueser Lancelotto Malocello auf Lanzarote an. Seine Berichte lockten viele Spanier und Portugiesen auf die kanarischen Inseln und die Eroberung begann.
La Palma, damals unter dem Namen Benahoare, galt lange Zeit als nicht einnehmbar. Selbst als 1447 Graf Hernán Peraza eine 500 Mann starke Flotte nach La Palma schickte, musste diese unter schweren Verlusten von 200 Mann zurückkehren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die Inseln Lanzarote, Fuerteventura und El Hierro eingenommen.
Erst 1492, dem Jahr in welchem auch Kolumbus Amerika erreichte, gelang es General Alonso Fernández de Lugo La Palma zu besetzen. Er kam im Auftrag des spanischen Herrscherpaares Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón. 900 Mann gingen in der Nähe von Tazacorte an Land und begannen von dort aus die Insel einzunehmen.
Fast alle Stämme ergaben sich beinahe ohne Widerstand und traten zum christlichen Glauben über. Nur Tanausú, der Fürst von Aceró – was soviel bedeutet wie starker Ort – widersetzte sich noch etwas länger.
Trotz eines päpstlichen Erlasses aus dem Jahr 1434, in dem die Kanarier »zu freien Leuten« erklärt und der Menschenhandel auf den Inseln verboten wurde, endete ein Großteil der Einheimischen gleich nach der Eroberung in der Sklaverei. Erst 1514 wurden die übrig gebliebenen »Guanchen« mit den Spaniern rechtlich gleichgestellt. Der Sklavenhandel hatte ein Ende.
Verwaltung nach der Eroberung
Am 3. Mai 1493, dem »Tag der Erhebung des Heiligen Kreuzes«, wurde Santa Cruz de La Palma von Fernández de Lugo gegründet. Die neue Hauptstadt entstand an dem Ort, an welchem sich die altkanarische Siedlung Apunyon (auch Auprón genannt) befunden hatte.
Als La Palma im 16. Jahrhundert das Privileg erhielt, mit Amerika Handel zu treiben, wurde Santa Cruz de La Palma schnell zur wichtigsten Hafenstadt Spaniens. Gleichzeitig wurde die Stadt jedoch auch zu einem verlockenden Ziel für Piraten. Bei einem besonders zerstörerischen Überfall 1553 unter dem Franzosen Francois Le Clerc wurde alles, was nicht mitgenommen werden konnte, niedergebrannt. Die Bewohner ließen sich dadurch nicht entmutigen und bauten ihre Stadt nun noch viel prächtiger auf. Zum Glück wurde dabei auch viel Wert auf Verteidigungsanlagen gelegt. So konnte 1585 der Invasionsversuch unter dem Engländer Francis Drake erfolgreich verhindert werden.
Immer mehr Geschäftsleute wurden von der Stadt angezogen und Santa Cruz de La Palma wurde ein florierender Handelsort. Auch heute sieht man den Einfluss dieser Zeit an vielen fremdländisch klingenden Straßennamen. Besonderen Einfluss nahmen niederländische Händler, welche mit ihren Gebäuden auch die Farbwelt der Stadt prägten.
Erst der Erlass aus dem Jahre 1657 führte zum wirtschaftlichen Niedergang des Handelszentrums. Er besagte, dass sich alle Schiffe auf dem Weg nach Amerika in Teneriffa registrieren und dort ihr Abgaben leisten müssen. Der Handelsverkehr nach Santa Cruz de La Palma kam damit beinahe zum Erliegen.
Obwohl 1778 König Carlos III. den Amerikahandel für alle spanischen Häfen freigab, konnte sich die Insel nur schwer gegen Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas de Gran Canaria behaupten.
Im 20. Jahrhundert
Nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges leistete das republiktreue La Palma heftigen Widerstand gegen die Aufständischen. Dennoch unterlag es nach dem Staatsstreich von 1936 der militärischen Überlegenheit General Francos.
Bis zu seinem Tode 1975 regierte Franco Spanien, obwohl es 1947 offiziell zur Monarchie erklärt wurde. Ein König wurde erst nach Francos Tod eingesetzt. Bei diesem handelte es sich um den heute noch amtierenden Juan Carlos I., welcher auch die Demokratisierung Spaniens einleitete.
Schon vor der Regierungszeit Francos wurden die Kanaren in zwei Provinzen geteilt. La Palma gehört mit Teneriffa, La Gomera und El Hierro zur Westprovinz mit der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife. 1982 wurden den Kanaren schließlich die Autonomie gewährt.
Wenige Jahre später trat Spanien der EG bei und stimmte somit deren Zollbestimmungen zu, wobei die kanarischen Inseln allerdings einen Sonderstatus bei Zoll- und Handelsvereinbarungen erhielten. Erst 1996 mit dem Übergang zur EU wurden einige diese Sonderregelungen wieder aufgehoben und La Palma musste ökonomische Einbußen hinnehmen.
Doch der langsam wachsende Tourismus konnte weitere Krisen La Palmas abwenden. Bereits Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts besuchten die ersten Engländer die Insel gelegentlich für ihren Urlaub. Allerdings kam dieser Tourismus bereits 1960 wieder beinahe zum Erliegen. Als jedoch 1980 der Massen- und Chartertourismus seinen Eingang auf Teneriffa und Gran Canaria fand, profitierte auch La Palma.
Seit Ende der 80er Jahre der palmerische Flughafen für den internationalen Flugverkehr erweitert wurde, stiegen auch die Besucherzahlen auf der Insel. Massentourismus wie auf Gran Canaria oder Teneriffa ist La Palma jedoch bis heute erspart geblieben.